Die bislang präziseste Vermessung der Sonne ist brasilianischen und amerikanischen Astronomen gelungen. Indem sie zwei Passagen des kleinen Planeten Merkur mit einem Weltraumobservatorium beobachteten, konnten sie den Radius der Sonnenscheibe zu 696.342 Kilometer bestimmen.
Dieser Wert sei rund 300 Kilometer größer als jener, der zurzeit für astronomische Berechnungen genutzt werde, erläutern die Forscher um Marcelo Emilio von der Universidade Estadual de Ponta Grossa und Jeffrey Kuhn von der Universität Hawaii. Die Unsicherheit ihres neuen Werts schätzt die Gruppe auf lediglich 65 Kilometer.
Emilio, Kuhn und Kollegen nutzten ein Instrument an Bord des Sonnenobservatoriums SOHO, um die Merkurtransits in den Jahren 2003 und 2006 zu verfolgen. Da die Beobachtungen keinen störenden Einflüssen durch die Erdatmosphäre unterlagen, konnten die Forscher die Zeitpunkte, an denen der Planet den Rand der Sonnenscheibe kreuzte, sehr genau bestimmen. Beide Durchgänge dauerten demnach 16 bzw. 9 Sekunden länger als aufgrund des Standardwerts für den Sonnenradius zu erwarten, berichtet die Gruppe demnächst im „Astrophysical Journal“.
Als Rand der Sonne gilt dabei jener Radius, bei dem die Helligkeit der Sonnenscheibe am steilsten zum Weltraum hin abfällt. Die beiden Messungen bestätigten einen früheren Befund, dem zufolge dieser Radius erstaunlich konstant ist.
„Merkurdurchgänge ereignen sich nur 12 oder 13 Mal in einem Jahrhundert“, erklärt Kuhn. Umso wichtiger sei es, solche Gelegenheiten zu nutzen, um mehr über den inneren Aufbau der Sonne und ihre Energieabstrahlung zu lernen. Wenn im kommenden Juni auch die Venus einen ihrer sehr seltenen Durchgänge absolviert, wollen der Forscher und seine Kollegen weitere Messungen anstellen.
Forschung: Marcelo Emilio, Observatório Astronômico, Departamento de Geociências, Universidade Estadual de Ponta Grossa, Paraná; Jeffrey R. Kuhn und Isabelle F. Scholl, Institute for Astronomy, University of Hawaii, Honolulu; Rock I. Bush, Stanford University
Veröffentlichung Astrophysical Journal (im Erscheinen)
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