Dienstag, 5. Juni 2012

Venustransit 2012





Es ist der 4. Dezember 1639. Jeremia Horrocks, ein junger und ehrgeiziger Astronom, wird an diesem Tag die Beobachtung seines Lebens machen. Der Engländer richtet sein Teleskop auf die Sonne aus; durch das Fernrohr fängt er das Licht unseres Heimatsterns ein und projiziert es auf einen Karton, den er zuvor hinter der Linse angebracht hat. Horrocks hatte gerade rechtzeitig seine Berechnungen abgeschlossen, die für ebendiesen Tag ein sehr seltenes Ereignis am Himmel vorhersagen. Und tatsächlich. Gebannt starrt er auf den Karton, als er um 15.15 Uhr findet, was er sucht: Die Venus. Als kleiner, dunkler Fleck zieht sie langsam vor der riesigen Sonnenscheibe vorbei. Horrocks wird an diesem Tag einer der ersten Menschen sein, die bewusst einen sogenannten "Venustransit" beobachten.

Knapp 400 Jahre ist diese historische Beobachtung nun her. Fünfmal ist die Venus seitdem genau zwischen Sonnenscheibe und Erde vorbeigewandert, zum letzten Mal im Juni 2004. Ein Venustransit gehört zu den seltensten berechenbaren Ereignissen an unserem Himmel; er tritt nur etwa alle 120 Jahre paarweise im Abstand von acht Jahren auf. Zum Vergleich: Alle paar Jahre findet irgendwo auf der Erde eine totale Sonnenfinsternis statt. Dank der heutigen Verkehrsmittel ist es theoretisch kein Problem, ein solches Ereignis mehrfach im Leben zu beobachten. Anders bei den Durchgängen der Venus vor der Sonne. Sie sind prinzipiell überall sichtbar, wo sich die Sonne zum Zeitpunkt des Transits über dem Horizont befindet. Dafür sind sie viel seltener. Nach dem Durchgang 2004 folgt am 6. Juni 2012 MESZ der letzte für dieses Jahrhundert. Wer den kommenden im Jahr 2117 noch erleben möchte, sollte sich schleunigst einen guten Ernährungsberater suchen.

Der Venusdurchgang am 6. Juni ist während des Sonnenaufgangs in Deutschland in vollem Gange. Wir kommen leider nicht in den Genuss, den vollständigen Verlauf zu beobachten, denn wenn die Venus die Scheibe der Sonne betritt, steht diese noch weit unter unserem Horizont. Frühaufsteher können sich jedoch das große Finale sichern. Je nach Beobachtungsort sind die letzten eineinhalb bis zwei Stunden, in denen die Venus vor der Sonne schwebt, zu sehen. Kurz vor sieben Uhr MESZ verlässt unser Schwesterplanet das Hauptgestirn wieder. Und er kehrt erst in 105 Jahren wieder dorthin zurück.

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